Rückblick auf die Autorenlesungen mit Barbara Klei, Mine Zara Fazel, Lina Kochanski und Maximilian Filor von der Kölner Schreibschule für Jugendliche am 29. August 2024
Eine junge Frau, die sich mit einem Schönheitsideal vergleicht.
Ein (an)klagender Hilferuf aus einem Krisengebiet.
Ein blutiger Mord, bei dem der Mörder einen Stoffhasen hinterlässt.
Eine Bar in Rom, in der ein junger Mann erfährt, dass sein verstorbener Vater hier Stammgast war und eigene Texte vorgelesen hatte.
Ein Mann, dem, vielleicht als letztem, ein wenig später vermisstes Mädchen auffällt.
Fünf Texte von drei jungen Autorinnen und einem Autor, alle unter 20: Mira Zara Fazel, die das Schreiben schon als Kind faszinierte; Lina Kochanski, die in ihren Texten Figuren in mysteriösen Welten Abenteuer und Schicksale erleben lässt; Barbara Klei, die sich schon bevor sie schreiben konnte, Geschichten ausdachte und anderen erzählte; Max Filo, für den Lesen und Schreiben die wichtigsten Hobbies sind.
Fünf Texte, mal emotional und berührend, mal irritierend und verstörend. Voller Gefühle wie Hilflosigkeit, Enttäuschung, Traurigkeit, Wut und auch Angst. Auffällig: Alle Texte sind aus der Ich-Perspektive geschrieben, ein jeder erzeugt aber auf seine ganz eigene Weise Spannung, lässt beim Leser oder, wie in unserem Fall, beim Zuhören, Gedanken und Bilder im Kopf lebendig werden.
Die jungen Autorinnen und Autoren, die den diesjährigen Kurs der Kölner Schreibschule für Jugendliche besuchen, waren der Einladung zu ‚Literatur im Café‘ gefolgt und lasen am 29. August aus ihren aktuellen Textarbeiten. Mit dabei war Ursula Schröter, die die Schreibschule der SK Stiftung Kultur und die Teilnehmenden organisatorisch betreut.
Im Anschluß an die Lesungen stellten sich die vier Nachwuchsautoren den ebenso zahlreichen wie interessierten Fragen des beeindruckten Publikums. Dabei ging es nicht nur um die Ideen und Inspirationen, aus denen heraus ihre Erzählungen, Kurzgeschichten, Romane oder Gedichte entstehen. Erfahren wollten die Zuhörerinnen und Zuhörer unter anderem auch, wie sie ihre Figuren entwickeln, wann sie schreiben und ob sie eine mögliche Zukunft in der schreibenden Branche anstreben. Aber in diese Richtung denken alle vier noch nicht. Zunächst bleibt es bei der Freude am Schreiben um seiner selbst willen: einer Möglichkeit, Erlebtes, Gedachtes oder Gefühltes auszudrücken und so zu be- und verarbeiten. Alles Weitere werde sich schon noch ergeben, so ihre einhellige Meinung.
Unter den anwesenden Dünnwalder Literaturfreunden waren jedenfalls nicht wenige, die gerne mehr von den Gastautoren lesen oder hören möchten, wie am Abend selbst wie auch im Nachhinein zu erfahren war.
Die Kölner Schreibschule für Jugendliche
Die von der SK Stiftung Kultur der Sparkasse KölnBonn 2003 gegründete Schreibschule haben inzwischen mehr als 200 junge Menschen zwischen 15 und 20 Jahren besucht. An fünf Workshop-Wochenenden wird ihnen das literarische Handwerkszeug vermittelt. Außerhalb von Schule, Schulstress und Leistungsdruck lernen sie unter der fachlichen Beratung und individuellen Betreuung von Schriftsteller Patrick Findeis den kreativen Umgang mit Sprache, worauf es bei einem spannenden Roman oder einer Kurzgeschichte ankommt, wie sich Spannung aufbauen und interessante Figuren entwickeln lassen. Im lebendigen Austausch untereinander arbeiten die Schülerinnen und Schüler an ihren Texten und eigenen sich so ihren eigenen Stil des Erzählens und Dichtens an. Ob Lyrik, Kurzgeschichte, Roman, Theaterstück, Dreh- oder Hörbuch – die Jungautorinnen und -Autoren der Schreibschule sollen die Formen auswählen, die ihnen am Herzen liegen. Das jeweilige Thema bleibt ihrer schöpferischen Phantasie überlassen. Am Ende des Schreibschuljahres gibt es eine öffentliche Lesung, in der alle Teilnehmenden ihre Texte einer größeren Öffentlichkeit vorstellen können.
Seit März 2016 leitet Patrick Findeis, Jahrgang 1975, die Kölner Schreibschule für Jugendliche. Für sein noch junges literarisches Werk, zu dem neben drei Romanen auch zahlreiche Hörspiele zählen, erhielt der Autor vielfache Auszeichnungen, unter anderem den 3sat-Preis des renommierten Ingeborg-Bachmann-Preises.